West Coast Trail
(oder Poetzschke’s allein im kanadischen Regenwald)

Es fing, wie immer, ganz harmlos an. Michi hielt mir den Reiseführer vor die Nase und fragte: „Was haeltst Du davon? Wir koennten es uns ja wenigsten mal ansehen! Machen wuerde ich den Trail schon gern!!“

Gesagt, getan! Nachdem wir mit der Fähre von Vancouver (Horseshoe Bay) nach Vancouver Island (Nanaimo) übergesetzt hatten (eine wunderschoene Fahrt in den Sonnenuntergang – wie im schoensten Kitschfilm), ging es dann Richtung Westkueste der Insel. Kurz hinter Port Alberni begann eine gut befahrbare Gravelroad (64km lang). Immer wieder liesen wir Holztransporter, die riesige Staubwolken nachzogen, vorbei.

Wir gelangten wohlbehalten in Bamfield, dem nördlichen Trailende bzw. –anfang gegen Mittag am 28.05.07 an. Unser erster Weg fuehrte, wie geplant, ins Info-zentrum. Wir kauften uns eine Landkarte für den Trail („Nur so zur Information?!“ meinte Michi) und dann wies uns die Rangerin daraufhin, dass zur Zeit das Wetter außergewoehnlich gut sei und vor allem die Großwetterlage sehr stabil sei. Da waren die Würfel gefallen. Wir machen den Trail und starten am naechsten Tag. Fuer ein sofortiges Losgehen war es zu spaet und außerdem mussten wir noch ein paar Lebensmittel besorgen. Das war schnell erledigt und zum Rucksackpacken ging es auf einen nahe gelegenen Zeltplatz.

Am nächsten Morgen standen wir pünktlich 9.00 Uhr im Info-Büro. Zuerst mussten wir ein Permit erwerben (incl. 2 Fähren, die man auf dem Trail benutzen muss, waren wir 317 CAD aermer). Den „Tide-Table“ (Gezeitenplan) gab es gratis dazu (dieser erwies sich als sehr hilfreich bei der Streckenplanung) Da wir uns noch in der Vorsaison befanden, gab es keine Limitierung der Hiker. (In der Zeit vom 15. Juni bis 30. September duerfen taeglich nur 50 Leute starten. Es soll dann oft ausgebucht sein). Wir waren an diesem Morgen die Einzigen am Start. Nach der kleinen Einfuehrung mit Fotos und Karte und einem fröhlichen und doch ernst gemeinten „Be carefull! Enjoy your Trip! Have fun!“ entließ uns die Rangerin in den kanadischen Regenwald.

Am 29. Mai gegen 12.00 Uhr mittags brachen wir vom Pachena Trailhaed auf um die 75 km (Luftlinie) in Angriff zu nehmen.

Der Trail ist nach den Winterstürmen wieder in Ordnung gebracht worden (bis auf ein Cable Car). Das bedeutet, dass aus umgefallenen Baeumen (zum Teil 300 Jahre alte Zedern) eine Scheibe rausgeschnitten oder, wo das nicht moeglich war, eine Umleitung angelegt wurde.

Die Ranger versuchen, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen.

Wir nahmen uns von Anfang sehr viel Zeit. Täglich liefen wir in etwa 6 bis 8 Stunden 12 km (Luftlinie). Jeder Kilometer war mit einem kleinen gelben Schildchen gekennzeichnet, das wir am Ende des Tages herbeisehnten. Aber der letzte Kilometer erschien uns oft wie 10. Wir nahmen meist die Hauptstrecke durch den Regenwald. Es ging Wurzel rauf, Wurzel runter, ueber Leiternsysteme (wir haben ueber 150 Stufen in eine Richtung gezaehlt) und Bruecken (102). Wir begegnen erst am 5. Tag Hikern aus der anderen Richtung und wir koennen und wollen uns nicht vorstellen, wie lebhaft es in der Saison zu geht. Es war eine himmlische Ruhe, nur das Rauschen der großen Zedern und ab und zu ein Vogel. Wir wurden vor Schwarzbaeren, Bergloewen und Woelfen gewarnt (Verhaltensregeln bekommt man bei der Einweisung). Aber außer den frischen Fußabdruecken und mehr oder minder grossen Haufen sahen wir nichts von allen Dreien. (Michi hoerte einen Baeren bei seinem naechtlichen Gang zum Footlocker am Zeltplatz). Besonders fasziniert hat uns der Regenwald mit seinen riesigen Baeumen und wir waren dankbar, dass hier so wenig in die Natur eingegriffen wird, aber doch einige Erleichterung fuer die Hiker geschaffen wurden! Neben den 2 Faehren gab es auch noch mehrere Cable Cars um größere Flüsse zu ueberwinden. Mit der eigenen Muskelkraft zieht man sich in einem „Kaefig“ ueber das Wasser. Spass pur!

Wir haben viel fotografiert und gefilmt. Eine kleine Auswahl an Fotos haben wir beigefuegt.(Es war sehr schwer etwas auszusuchen!)

Die „Zeltplätze“, die wir am spaeten Nachmittag erschoepft erreichten, waren am Strand. An den meisten gab es Toiletten und „Footlocker“. Hier verstauten wir jeden Abend unsere Lebensmittel und die Sachen, die wir zum Kochen mithatten baerensicher! Kleine Feuer mit Treibholz (und davon gibt es jede Menge) sind erlaubt. Muede krochen wir ins Zelt und dankten oft dem Team der „Huette“ in Dresden, fuer die empfohlenen Schlafmatten! Am Morgen ging es mit neuer Kraft weiter! Wir hatten den Strand fast immer fuer uns allein. Am dritten Tag kamen wir ziemlich spaet an der Faehre an. Eigentlich haetten wir fuer einen vernuenftigen Schlafplatz lt. Karte noch mindestens 3 Stunden gebraucht (und wir waren schon fix und alle). Aber erst einmal briet uns Duglas, der Faehrmann frisch gefangenen Lachs (bloß gut, dass wir doch ein wenig Bargeld einstecken hatten). Es war einfach koestlich! Er erzaehlte uns dann von einem Strandabschnitt in der Naehe (mit Gepaeck etwas 45 min.). Und wirklich es war nicht weit. Hier suchte Michi einen ganz besonderen Schlafplatz aus. Duglas kam (nach Dienstschluss; Faehre verkehrt von 9.00 bis 17.00 Uhr) um zu sehen, ob wir den Strand gefunden haetten und amuesierte sich koestlich über unser luftiges Lager!

Nach 7 Tagen erreichten wir die letzte Faehre bei KM 75. Geschafft!

Der naechste Bus nach Bamfield (wo unser Auto stand) ging am naechsten Morgen um 9.00 Uhr. Deshalb uebernachteten wir nochmals im Zelt! Die Rangerin behielt recht! Es fing wirklich an zu regnen und die Vorhersagen (die sich auch bestaetigten) waren alles andere als schoen!

Zusammenfassung:

Wir haben wunderschoene 7 Tage erlebt und sind auch ein wenig Stolz, es geschafft zu haben. Auch wenn wir teilweise an unsere koeperlichen Grenzen gestossen sind, haben wir von der ersten bis zur letzten Minute unseren Trip genossen. Wir koennen Euch den West Coast Trail nur empfehlen, der Ruhe, Einsamkeit und die Natur schaetzt.