ALASKA
Sommertraum und Mosquitos

Wenn mir jemand gesagt haette: "Wir machen unsere Hochzeitsreise nach Alaska!", waere dies bis vor einem Monat fuer mich ein Grund gewesen, die Ehe zu anulieren. Ihr merkt schon am "waere", dass ich meine Meinung gruendlich geaendert habe. Aber der Reihe nach!

Nach dem es auf grund einer Schlechtwetterfront nicht moeglich war, den "Slim-West-Trail" im "Kluane-NP" zu gehen, gaben wir unser Permit zurueck und setzten unsere Fahrt in Richtung Alaska fort.

Am 26.06.07 gegen 13.00 Uhr standen wir vor dem Zollbeamten der uns die Einreise und damit den Aufenthalt in den USA genehmigen sollte. (Das Visa hatten wir uns vor der Abreise geholt). Vor uns waren vier andere Deutsche mit selbigen Anliegen dran. Dann die uebliche Prozedur: Pass durch den Computer schieben um Daten einzulesen, Fingerabdrücke geben und Blick ins "Computerauge". Den Rest macht die Maschine und die stellte auf Anhieb fest, dass wir es sind. Dann brauchte der Beamte nur noch den Stempel in unsere Paesse zu druecken. Zum Schluss noch 6$ pro Nase und wir duerfen bis zum 25. Dezember bleiben! Und der Beamte sank, mit der Bemerkung: "Rushhour!!!" sich den Schweiss von der Stirn wischend, erschoepft in seinen Stuhl. (Bei soviel Arbeit konnte er uns nicht einmal nach dem Zweck unserer Reise oder zu verzollenden Gegenstaenden und aehnlichem fragen!)

Nun waren wir in ALASKA! Als erstes hiess es Uhren 1 Stunde zurueckstellen! Nun "hinken" wir der Heimat 10 Stunden hinterher (was beim Telefonieren nicht unwichtig ist!) Wir fuhren zunaechst zum Wrangell - St. Elias Nationalpark. Nach einer kleinen Wandertour am naechsten Tag ging es weiter zum DENALI-Highway. Hier bekamen wir einen ersten Eindruck was Alaska im Sommer so anziehend macht. Eigentlich haetten wir auf der gutbefahrbaren Gravelroad staendig halten muessen um zu fotografieren, filmen oder nur zu Staunen! Bunte Blumenwiesen, gruene Huegel und am Horizont schneebedeckte Berggipfel und dazwischen blaue glasklare Bergseen und eine Sonne, die nicht untergeht!

Noch etwas anderes haette ich nicht mit Alaska (oder auch Kanada) in Verbindung gebracht! MOSQUITOS! Es gibt kaum ein Entrinnen. Michi ist staendig mit etwas (Landkarten eignen sich besonders gut), bewafnet um zu jagen! Aber Ende Juli soll Schluss mit der Plage sein!?

Ueber Cantwell ging es dann zum DENALI-NP. Wir wollten hier unbedingt eine Mehrtagstour machen. Zuerst besorgten wir uns uns ein Permit (Bedingungen dafuer: Belehrungsfilm ueber Back-Country ansehen, Gespraech mit Ranger zum selben Thema (vorallem Sicherheit) und Nachweis eines baerensicheren Footcontainers (kann man auch kostenlos ausleihen)). Dann suchten wir uns ein Gebiet aus und da es frei war (seit 80er Jahren Limitierung der Hikerzahl) bekamen wir das Permit fuer die gewuenschte Zeit im Abschnitt 12. Dann kauften wir uns noch ein Busticket (Privatfahrzeuge duerfen nur ein paar Kilometer in den Park fahren). Am naechsten Tag ging es los. Die 5-stuendige Fahrt war sehr interessant. Der Busfahrer machte uns auf Tiere und Besonderheiten am Strassenrand aufmerksam und hielt zum Fotostopp oder Beobachtung auf Zuruf. Er setzte uns an unserem Gebiet ab und los gings. Ein Wegesystem oder Hikingrouten gibt es im NP nicht. Mit Hilfe einer Topo-Karte (6,00$) legten wir unsere Route fest und suchten den geeignesten Weg beim Gehen. Wir beherzigten die Ratschlaege der Ranger und unterhielten uns laut oder riefen, wenn wir hohes Buschwerk nicht umgehen konnten oder sonst eine Stelle nicht einzusehen war. Auch unser Zelt stellten wir so auf, dass uns Meister Petz rechtzeitig bemerken musste. Als wir am naechsten Tag vor unser Zelt traten, sahen wir keine 10 Meter weit. In der Nacht hatte es auch geregnet. Uns blieb nichts außer zu warten. Gegen 14.00 Uhr klarte es auf und wir wanderten weiter. Als wir nach einer Stunde eine kurze Pause machten um die Tagesetappe abzustecken, entdeckten wir genau dort wo wir hinwandern wollten eine Grizzlymama mit einem Jungen. Also Streckenaenderung! Wir beobachteten noch eine Dall-Schafherde (ueber 50 Tiere) und dann zog schon wieder Nebel auf. Am nächsten Morgen hiess es dann wieder warten. Nebel! Gegen 16.00 Uhr hatte sich noch nichts getan. Wir beschlossen schweren Herzens zur Strasse zurueck zu gehen. Voellig durchnaesst kamen wir gegen 20.00 Uhr an und nachdem wir "uns trocken gelegt hatten", hielten wir einen Bus an, der uns zum Ausgangspunkt zurueck brachte. Nach ca. 50m hielt dieser aber schon wieder. Genau dort, wo wir vor wenigen Minuten hergekommen waren, fuehrte eine Grizzlybaerin ihre zwei Babys aus. Die Berge waren noch immer in dicke Wolken gehuellt. Das sollte sich auch die naechsten Tage nicht aendern. (In dieser Zeit habe ich oft an Kreischa gedacht, da die IV. Schumanniade in vollem Gange war und ich aus den Vorbereitungen den genauen Ablauf kannte. Gruesse an alle, die sich nach mir erkundigt haben und Glueckwunsch an den Vorstand und alle Helfer zum gelungenen Festival)

Wieder zurueck aus dem NP war erst einmal wieder "Fahren" angesagt. Ueber Anchorage (groesste Stadt Alaskas) ging es zur KENAI-Halbinsel. Hoehepunkt war hier eine Fahrt mit Schiff zum Holegate Gletscher. Grauwale und Orcas aber auch Puffins, Seeadler, Seeloewen und vieles mehr waren zu beobachten. Aber besonders die kalbenden Gletscher brachten uns zum Staunen. Davor schwammen mehr oder weniger grosse Eisberge im Sonnenschein und krachten an das Schiff. Auf Deck jede Menge Leute, die nur ihre Fotos im Sinn hatten. Irgndwie kam da ein "Titanic-Gefühl" auf. Sicher und begeistert gelangten wir in den Hafen . Von den Trails erinnern wir uns besonders gern an den zum Harding-Icefield. Da die Sonne im Juli nicht untergeht, wanderten wir erst gegen 17.00 Uhr los und standen kurz nach 22.00 Uhr am Eisfeld mit Blick ueber die weisse Weite und den Exit Gletscher. Auf dem Weg begegneten wir neben Murmeltieren Schwarzbaeren (Ein noch ziemlich junger frass seine Kraeuter in nur 5m Entfernung und lies sich durch uns nicht stoeren..).

Es gaebe noch so manches zu erzaehlen, aber ich will Eure Geduld nicht zu sehr strapazieren. Wir koennen Euch eine Reise (zumindest im Sommer) hierher nur empfehlen. Neben der Landschaft und dem (bis auf kleine Schauer) schönen Wetter (mit 24-Std. Tageslicht) sind es natuerlich die Leute. Prinzipiell wird nachgefragt, wenn jemand am Strassenrand steht, ob alles in Ordnung ist und ob man Hilfe braucht (so erging es uns z.B. die letzten Tage, als wir uns etwas abseits gestellt hatten um einmal unsere Sachen zuordnen und notwendige Wartungsarbeiten am Auto durch zuführen).

Von einer Begegnung moechte ich noch erzaehlen. In Cantwell lernten wir Raymond und Steffi kennen. Sie hatten sich waehrend eines Urlaubs in Alaska "verliebt" und ein Haeuschen hier gefunden. Nun leben die beiden Sachsen hier und erzaehlten uns das auch der Winter hier wunderschoen sei. Ihr koennt die beiden in Cantwell oder vorerst auf Ihrer Homepage unter www.cantwell-bluehome.de besuchen . In ihrem gemuetlichen blauen Zuhause bieten sie auch Gaesten Unterkunft (Bed & Breakfast). Vielleicht habt Ihr Lust im Februar das Schlittenhunderennen oder den alaskanischen Sommer, wie wir, zu erleben? (Eine Mail an Ray (den ich uebrigens auf den ersten Blick fuer einen waschechten Alaskaner gehalten haette) und Steffi unter der Adresse: rayscotty@gmx.de genuegt)

Wir werden in den naechsten Tagen nach Fairbanks besuchen und dann wieder Richtung Kanada fahren um Dawson City, Inuvik und die kanadischen Rockys zu besuchen. Vielleicht koennen wir auch noch mal mit unserem Faltboot unterwegs sein.

Wir gruessen Euch alle bis zum naechsten Bericht. Danke fuers Lesen und Euer Interesse. Bis bald! Marion und Michael