Abenteuer Suedamerika
(Teil 6: FEUERLAND - Terra del Fuego
Erfuellung eines Traumes)

Vom Parque Nacional Pali Aike zur Faehre nach Feuerland sind es nur rund 45km und die sind schnell zurueck gelegt. In zwei Reihen stehen wir an. Ganz rechts die Lkw und daneben Pkw. Da wir ja kein Camion sind, stellen wir uns auch in die letztere Reihe. Schon nach wenigen Minuten legt die 1. Faehre an und zuerst duerfen die 4 wartenden Lkw auffahren. Danach geht die Rampe hoch und weg ist die fast leere Faehre. Und schon nach 10 min kommt die Naechste, aber da duerfen nur die zwei links parkenden Tanklaster fahren. Nach einer halben Stunde legt wieder eine an. Wieder duerfen nur die Lkw (und das sind diesmal wesentlich mehr) drauf. Michi ist schon dabei, genau wie der Argentinier im Auto vor uns, seine suedamerikanische Gelassenheit zu verlieren als endlich auch die Pkw drauf duerfen, aber nur diese. Da werden sogar noch Fahrzeuge hinter uns vor gewunken und jeder ankommende Lkw wird sofort eingestapelt. Langsam verliere auch ich die Geduld. Aber dann bekommen auch wir ein freundliches Winken. Und damit ist jeder cm auf der Faehre ausgefuellt. Nach nur 20 Minuten Fahrt rollen wir von Bord und auf FEUERLAND! Es ist der 30. März 2009, 13.30 Uhr.

Zunaechst wollen wir auf chilenischer Seite bleiben und fahren ueber Porvenir zum Lago Blanco, ein Tipp von mehreren Reisenden. Direkt am See koennen wir unser Wohnhaus abstellen und sind ganz allein. Deshalb legen wir 2 Ruhetage ein. Die Sonne tut es uns gleich und so ist es ein wenig kalt und wir nehmen die Heizung seit fast 2 Jahren das erste Mal wieder in Betrieb.

Um ganz nach Argentinien zu gelangen, wollen den Grenzuebergang am Paso Bella Vista nehmen. Da der chilenische "Zustaendige" fur die Personenausreise gerade hier im Ort Pampa Guanaco ist und natuerlich alles dabei hat, gibt er uns auf der Stelle den Ausreisestempel und zieht unseren temporaeren Fahrzeugschein ein. Wir erhalten ein Zettelchen auf dem er seinem Kollegen mitteilt, dass schon alles erledigt ist. Diesen geben wir etwa 1km vor der eigentlichen Grenze, die sich als Weidegatter erweist. Die kleine Flussfahrt zum argentinischen Grenzpunkt stellt fuer Knuffi kein Hindernis dar. Auch hier geht es suedamerikanisch gemuetlich zu. Ich kann im Auto sitzen bleiben (es ist ja so kalt) und dieses wird auch nicht kontrolliert. Der Beamte oeffnet nur schnell den Schlagbaum und eilt zurueck in die warme Amtsstube. Als erstes faellt uns auf, das hier die Enstanzias (Gehoefte) wesentlich groesser und vor allem gepflegter sind. Die weidenden Kuehe sind riesige Fleischberge, die wirken als ob sie eine Tonne verschluckt haetten. Dabei sind sie weder fett noch traege.

Unser naechstes Ziel ist Ushuaia. Aber erst einmal umfahren wir das Stadtzentrum um zum Parque Nacional Terra del fuego zu gelangen und damit zum suedlichsten Punkt unserer Reise. Am folgenden Morgen aergern wir uns dann doch ein wenig ueber die Eintrittspreise. Nicht dass wir nicht zahlen wollen, aber wir haben jeder soviel  zu zahlen wie 5 erwachsene Argentinier  bzw. 12 Feuerlaender.  Mit „Tourie-Bonus“, an den wir uns gewoehnt haben und der fuer uns okay ist, hat das nichts mehr zu tun. Was soll’s! Wir zahlen zaehneknirschend und freuen uns, dass die Sonne scheint. Und schon wenig spaeter koennen wir auf unserer Seite berichten:

Am 03. April 2009 nach

91.983km

sind wir am suedlichsten Punkt unserer Reise

- Ende ruta 3 im PN Terra del Fuego bei Ushuaia / Argentinien -

angekommen!

Nach einem kurzem Fotostopp und inigen kleinen Spaziergaengen auf den wenigen Wegen, fahren wir zurueck bis kurz vor Ushuahia auf den kommunalen Campingplatz um unsere naechste Wanderung vorzubreiten. Zunaechst suchen wir mit Hilfe des GPS Start- und Endpunkt und dann packen wir unsere Rucksaecke. Zeitig geht das Licht im Knuffi aus, wir wollen ja in der Fruehe starten. Am Morgen weckt uns Sonnenschein (endlich, nachdem es an den letzten Tagn immer wieder Regenschauer gegeben hatte). Schon starten wir durch! Oder besser gesagt erst einmal nur das rechte Vorderrad und die Hinterräder, genauer gesagt, die drehen durch. Unter der duennen Grasnarbe erweist sich die Oberflaeche als ziemlich schlammige Angelegenheit. Also Aussteigen, Steine und Holz  ranschaffen und unterbauen. Unsere Aktionen erweisen sich als nutzlos. Es bleibt mal wieder nur die Winde, deren Seil Michi am einzigen ziemlich windschiefen, kleinen Baumstumpf befestigt. Ich druecke mal wieder Engelchen ganz fest in der Hosentasche und das leitstet gute Arbeit. Nach 1 ½ Stunden stehen wir bzw. Knuffi verdreckt aber ansonsten ganz auf der Teerstrasse. Zum eigentlichen Wanderungsbeginn sind es nur 5 Minuten. Am Anfang folgen wir den Quadtspuren und dann der "wagen" aber trotzdem erstaunlich guten Beschreibung unseres Trekkingfuehrers. Es geht mitten durchs Hochmoor. Tiere koennen wir  nicht entdecken, aber eine herrliche Stille umgibt uns. An der ersten und einzigen Huette machen wir nur eine kurze Rast, da es zum Zeltaufschlagen noch zu frueh ist. Wir klettern über riesige Biberdaemme ohne nur eines der Tiere zu Gesicht zu bekommen. Es ist schon erstaunlich wie diese Tierchen die Landschaft umgestaltet haben. In einem kleinen Waeldchen bauen wir unser Zelt auf und sind froh nach einem schnellen Abendbrot in unsere warmen Schlafsaecke kriechen zu koennen. Denn es hat wieder angefangen zu regnen. Mir fallt es schwer aufzustehen, besonders  nach einem Blick aus dem Zelt. Hatte ich doch richtig gehoert: es hat geschneit. Da sich die Sonne nicht durchkaempfen kann, beschliessen wir abzusteigen und es bei einer 2-Tage-Tour zu belassen.

Wir wollen uns nun die Estancia Haberton ansehen. Zu unserer Freude gibt es auf dem Gelaende mehrere einfachste Campingplaetze. Wir nehmen den ersten und entzuenden ein Feuerchen, was uns wunderbar waermt. Wir sind dann auch die ersten Gaeste am folgenden Morgen. Da die Fuehrung erst beginnt, wenn das Boot aus Ushuaia da ist, besichtigen wir das kleine Meereskundemuseum. Ein Besuch, der sich gelohnt hat. An den Waenden sind die Meeresbewohner in Originalgroesse gemalt und teilweise haengen die Skelette bzw. Teile davon davor. Nun ist auch das Boot mit den Besuchern gekommen und die Fuehrung beginnt bei herrlichem Sonnenschein an der Tischlerei und dem Schafschergebaeude. Liebevoll sind alle Gebaeude der suedlichsten und aeltesten Estancia Feuerlands restauriert. Die wir einschliesslich des kleinen Friedhofs besichtigen. Am Ende lassen wir uns eine koestliche Gemuesesuppe und Kuchen im „Herrenhaus“, dessen Einzelteile aus England stammen, schmecken.

Wir fahren nochmals zurueck nach Ushuaia und unternehmen einen kleinen Stadtbummel. Auf dem Parkplatz am Hafen treffen wir die „Kameltrotteurs“. Das sind Jana und Xavier mit „Ihrem Sommer“ (Tochter Julie (13 Jahre), Sohn Auguste (5 Jahre) und der Hund Herr September) wie sie uns lachend erklaeren. Sie erzaehlen uns von ihren bisherigen Reisen durch Asien und Afrika, vom Kinderreisebuch „Julies große Reise“ (www.kameltrotteur.de), und wir duerfen im Tagbuch von Auguste blaettern, das er gemeinsam mit seiner Mutti Jana schreibt (vielleicht die Grundlage fuer das naechste Buch).

Am naechsten Morgen verlassen wir Ushuaia und fahren ueber den gleichen Grenzuebergang zurueck auf die chilenische Seite Feuerlands. An der Grenze geht wieder alles schnell und unkompliziert. Alles wie bei der Hinfahrt oder  nicht ganz. Der Fluss hat mindestens ½ Meter mehr Wasser, was aber für Knuffi kein Problem ist. Wir fahren aber nicht geradenwegs nach Norden, sondern biegen in suedliche Richtung ab. Die Schotterpiste ist hier fast eine gute Strasse und wir klettern über mehrere Paesse um zum Lago Fagnano zu gelangen. Geniesen dabei die wunderschoene Landschaft, unendlich Weiten und die sagenhafte Ruhe. Leider ist die Sonne wieder verschwunden und der Nieselregen geht in Schneeregen ueber. Dazu sackt das Thermometer auf 1,5°C. Direkt am Pass finden wir dann eine geschlossene Schneedecke. Trotzdem fahren wir weiter, soll doch diese Strasse bis zum Beagle Kanal fuehren. Aber an einer Schranke ist dann Schluss! Auf Nachfrage erfaehrt Michi, dass ab September wieder weitergefahren werden kann (dann gehen auch die Ausbauarbeiten weiter). Jetzt ist es zu gefarhrlich. Also drehen wir um und ueberqueren die Paesse. Sicher ist sicher, wir haben keine Schneeketten dabei! Da Karfreitag ist, wollen wir auf unser Osterfeuer nicht verzichten. Unsere Grillwuerstchen schmecken nicht nur lecker, das Feuer waermt auch. Am Ostersonnabend und –Sonntag fahren wir Richtung Faehre, die wir um 11 Uhr erreichen. Diesmal sind wir die einzigen Fahrgaeste und nach wenigen Minuten sind wir wieder auf dem Festland und damit Richtung Norden zu neuen  Abenteuern unterwegs.

Davon erzaehlen wir Euch beim naechsten Mal!
Bis dahin!  ¡Hasta luego! Marion und Michael!