Nach einem ruhigen kurzen Flug landeten wir am 05. Juli 08 (sonnabends) auf dem Internationalen Flughafen vor den Toren der Stadt Cartagena in KOLUMBIEN und liesen uns in ein Hotel nahe der Altstadt bringen. Diese erkundeten wir am folgenden Tag. Zunaechst umrundeten wir sie auf der Stadtmauer. Immer wieder blickten wir in die Gassen und Strassen mit den guterhaltenen bzw. restaurierten mittelalterlichen Wohngebaeuden und Kirchen und auf der anderen Seite hielten wir Ausschau auf das Meer nach Knuffi, der ja nur einen Tag brauchen sollte! Beim Gang durch die Stadt entdeckten wir immer neue Details, die uns gefangen nahmen. Auch nach Einbruch der Dunkelheit herrschte noch reges Treiben und die kleinen Restaurants waren gut besucht.
Zuversichtlich liesen wir uns am Montag zum Hafen fahren, um dort zu erfahren, dass die „Andrea“ nicht am Sonntag (diese Startverschiebung hatten wir schon vor endgueltigem Vertragsabschluss in Panama erfahren) sondern am Dienstag auslaufen wuerde. Kann man nichts machen!? Am Dienstagnachmittag durften wir wieder anrufen und erfuhren nun, dass die „Andrea“ noch immer im Hafen in Colón liegt. In Cartagena gab es ja noch so viel zu entdecken und mein Stiftzahn musste ja auch wieder an seinen Platz! Nachdem dies erledigt war, fuhren wir mit einem Linienboot nach Bocachica, eine Insel vor Cartagena. An der kleinen Anlegestelle am Fort San Fernando erklaerte sich Disemero, ein junger Insulaner, zu unserem Fuehrer. Wir erfuhren von ihm, dass es 4 Forts gibt, die ein Eindringen nach Cartagena von See unmoeglich machten. Durch das kleine Fischerdorf, dass heute von den Touristen lebt, gelangten wir zum Fort „San Rafael“. Dort ist der Gang durch das Tunnelsystem besonders interessant. Zurück ging es dann wieder mit dem Linienschiff, der oertlichen Kooperative, dass mir total ueberladen vorkam. Nachdem auch noch ein heftiger Regenschauer einsetzte, war ich froh wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben.
Am Mittwoch mussten wir noch mal zurueck in den Stadtteil „Bocagrande“. Die Zahnaerztin hatte in der Annahme, dass wir in den naechsten Tagen zurueck nach Deutschland fliegen und dort dann die notwendige grundlegende Behandlung (wie schon in USA festgestellt) erfolgen wuerde, einen nicht so starken Zement genommen. Als wir ihr von unseren Reisplaenen erzaehlten, nahm sie das Staerkste, was sie da hat, wie sie uns laechelnd erklaerte. Mal sehen, wie lange es haelt. Wir genossen noch ein wenig den Strand von „Bocagrande“ und wurden von unzaehligen Händlern angesprochen. Mit Jorgé kamen wir in ein interessantes Gespraech ueber sein Land. Er lebt in einem Fischerdorf auf einer der vorgelagerten Inseln und kommt jeden Tag in die Stadt um Ketten und Armbaender zu verkaufen. Mit seinem jetzigen Leben ist er zufrieden, da er die Chance hat zu arbeiten, da es wieder Touristen gibt.
Am Donnerstag liesen wir uns wieder zum Hafen fahren und erhielten die Auskunft: „Andrea noch immer im Hafen, soll Freitag auslaufen!“. Zu einem weiteren Altstadtbummel war uns die Lust vergangen, also setzte ich mich an den Computer und Michael versuchte mit Hilfe eines Strassenatlas Kolumbien (einen Reisefuehrer hatten wir uns nicht besorgt, da wir ja eigentlich das Land „auslassen“ wollten) die weitere Route festzulegen. Wir entschlossen uns Evelyn in Panama anzurufen und sie fand heraus, dass das Schiff ausgelaufen ist und am Donnerstagabend hier ankommen sollte. Wir sollten Freitag frueh in den Hafen fahren und da koennten wir dann unseren Knuffi in Empfang nehmen. Also standen wir am naechsten Morgen wieder am Hafen, aber von der „Andrea“, geschweige Knuffi keine Spur! Immerhin aber die Auskunft, dass das Schiff auf See sei und am Abend in Cartagena anlegen wuerde. Prima! Da war ja wieder mal Wochenende und von Helge wussten wir, dass er 10 Stunden fuer den Papierkram gebraucht hatte. Man versprach uns, dass wir am Sonnabend alles in 4 (!) Stunden (solange hatten die Behoerden naemlich offen) schaffen wuerden. Um es kurz zu machen: Es klappte, wenn auch wieder mit einigen Schrecksekunden verbunden!
Am Mittag des 12. Juli rollten wir mit unserem Knuffi vom Hafengelaende auf die Panamerikana Richtung Sueden! Nur die PANAM war gar nicht so leicht zu finden, da es zwar außerhalb der Staedte eine gute Ausschilderung gibt, aber in Cartagena keine Schild. Wieder blieb uns nur die Auskunft Einheimischer. Die junge Frau an der Tankstelle versuchte erst uns den Weg zu erklaeren und sagte dann, dass wir Ihr folgen sollten, da sie Feierabend habe und das ihre Richtung waere. So folgten wir ihrem „Mopedtaxi“, eine weitere Besonderheit Kolumbiens. Es ist eine kostenguenstigere und schnellere (so ein Moped schlaengelt sich durch den Grossstadtverkehr) Variante. Der Chauffeur braucht nicht nur die uebliche Genehmigung, er muss auch einen Helm und eine Warnweste fuer den Gast stellen. Ueberhaupt wird das Moped viel genutzt, wobei ganze Familien, also 2 Erwachsene und 2 Kinder oder 3 Erwachsene normale Auslastung sind.
Wir fanden mit der oben beschriebenen Hilfe unseren Weg und fuhren bis es dunkelte. Unterwegs gab es, manchmal nur im Abstand von einem Kilometer, Militaer- oder Polizeikontrollen, die uns aber nur selten anhielten und uns ein Gefuehl von Sicherheit gaben. Und auch in Kolumbien waren Tankstellen für uns die sichersten Uebernachtungsplätze. Unser erstes Ziel, was wir im Knuffi ansteuerten, war Santa Fe de Antioque. Als wir in Medellin (Grossstadt) mal wieder nicht die richtige Richtung fanden, stieg der Gefragte einfach ins Auto. So hatten wir die richtige Richtung und er war zeitig zu Hause! Die Kleinstadt Antioque präsentierte sich uns als schmucker Touristenort, der seine mittelalterliche Atmosphäaee bewahrt hat.
Zurueck ging’s wieder ueber Medellin, aber diesmal kannten wir ja den Weg, nach Zipaquira in die beruehmte Salzkathedrale! Die alte Kathedrale ist leider für den Publikumsverkehr wegen Einsturzgefahr durch permanente Auswaschungen, gesperrt. Die 1995 geweihte neue Kathedrale ist in eine Anlage mit 2 Museen, Parkplaetzen, sanitaeren Bereich und kleiner Gaststaette. Das Salzbergwerk ist aber noch in vollem Betrieb. Wir besuchten nur die Kathedrale. Dies ist nur mit Fuehrer moeglich, aber es lohnt sich. Alte wie neue Kathedrale sind nicht als solche gebaut wurden, sondern aus dem normalen Salzgewinnungsbetrieb entstanden. Die Ausmasse sind unvorstellbar und wieder einmal koennen wir nur bewundernd staunen. In einigen Seitenstollen ist der Leidensweg Christi dargestellt, was vor allem für die zahlreichen Pilger, die hier her kommen von Bedeutung ist. Als wir zu einer 3 geteilten Treppe ueber der eine Marienfigur zu schweben scheint, kamen, erklaerte uns Nixon, dass die rechte für Leute ohne jede Suende sei, die mittlere für leichte Suender und die linke für schwere Suender. Dann sollten wir waehlen, er selbst nahm laechelnd die mittlere. So gelangten wir in den groessten Saal mit einem riesigem Holzkreuz, wo auch die Gottesdienste abgehalten werden. Den Abschluss des Rundgang’s bildete ein 3D-Film über Salzgewinnung frueher, heute und zukuenftig und die Kathedrale. Die Fuehrung endete wie ueblich im Souvenirladen. Leider war das Benutzen eines Stativs verboten, so dass wir keine wirklich guten Fotos haben.
Unser naechstes Ziel hiess San Agustin. Vorher war Bogota zu durchfahren, was uns erstaunlich gut gelang, nur erwischten wir nicht die richtige Ausfahrt. Michi fragte an einem Polizeistuetzpunkt nach. Der Chef wollte gleich eine Eskorte organisieren, aber das dauerte uns zu lange. So malte er uns kurzerhand eine Karte und wir waren wieder auf dem richtigen Weg, der von Waeldern, Weide, Baumwoll- und Gemuesefeldern gesaeumt war.
In den fruehen Abendstunden erreichten wir die Kleinstadt San Agustin und fragten in einer der zahlreichen Touristinformationen im Zentrum nach einem geeigneten Standplatz. Olga brachte uns zu Graciella, in deren kleinen Garten wir nach sorgfaeltiger Pruefung der Bodenverhaeltnisse (siehe Costa Rica) ein Plaetzchen fanden. Da die archaeologischen Staetten nicht weit weg waren, starteten wir am naechsten Morgen bei 25° und Sonnenschein zu Fuss. Ueber die Kultur und Lebensweise der hier einst siedelnden Indigenas ist fast nichts bekannt. Wir bewunderten die großen und kleinen Figuren, die uns wie Grabwaechter erschienen. Fuer den folgenden Tag hatten wir eine Rundwanderung zu mehreren kleineren Staetten geplant und machten uns deshalb frueh an den Start. Es war Sonntag, der 20. Juli und ueberall, auch an Graciellas Haus, wehte die Kolumbianische Flagge. Was wir nicht wussten: es ist der Unabhaengigkeitstag Kolumbiens. Wir kamen gerade richtig ins Stadtzentrum um den Umzug anlaesslich dieses Ereignisses mitzuerleben. Spaeter erklaerte uns Alexandra eine Schuelerin, die uns ein Stueck auf unserer Wanderung begleitete, dass die Teilnehmer ausgewaehlt werden und dass es eine große Ehre ist, seine Schule, Institution, Firma usw. vertreten zu duerfen. Neben den kolumbianischen Farben beherrschtt „weiss“ als Zeichen des Friedenswillen die Szenerie. Es wurde getanzt und gesungen und immer wieder ertoente der Ruf „La Paz“. Michi bekam eine weisse Fahne geschenkt und diese schmueckte den ganzen Tag meinen Rucksack. Die Leute gruessten dann auch mit „La Paz“. Wir machten uns auf unsere Wanderung von "El Tablon" ueber "Chaqira" und "La Pelota" nach "El Purutal". Auch der einsetzende Regen hinderte uns nicht daran die Wanderung zu geniesen. Besonders interessant fanden wir das kleine (privat betriebene) Museum in "El Tablon". Die alten Maschinen, Hobelbank, Zuckerrohrpresse, Muehle, Backofen und vieles mehr, die zT. noch heute benutzt werden, weckten Michis Neugier. Im Eintrittspreis von nicht einmal 1€ pro Person war auch noch eine Fuehrung enthalten und anfassen und probieren war ausdrücklich erwuenscht.
Wenigstens einen Nationalpark wollten wir in Kolumbien besuchen. So verliesen wir die Hauptstrasse, die wir sonst aus Sicherheitsgruenden gewaehlt hatten und fuhren auf einer Schotterpiste ins Gebirge. Auch hier, mitten in den Bergen, gab es Militaerkontrollen. Meist waren wir durchgewunken wurden oder nur kurz nach unserem Ziel gefragt wurden. Diesmal wurden wir gestoppt und der Chef wollte ins Auto rein. Zuerst dachten wir, er sucht Drogen oder Alkohol, denn Michi musste jede Schranktuer, incl. Kuehlschrank oeffnen. Dann sagte er aber, dass er gern wuesste wie unser Geld, der Euro, aussieht und dass wir ihm doch sicher welches schenken wuerden. Da Michi ihm aber erklaerte, dass wir seid ueber einem Jahr unterwegs waeren und deshalb keine bei uns haetten, sagte er, das wir doch sicher CD’s oder DVD’s bei uns haetten (hatte er ja bei der Schrankkontrolle gesehen), die wir ihm dann gern schenken wuerden. Triumphierend zog er dann mit einer Weihnachts-CD davon und lies uns weiterfahren. Eigentlich hatten wir ja schon lange damit gerechnet, dass mal „probina“ oder eine „regalo“ gefordert wird, aber bis dahin waren wir verschont geblieben und es sollte auch der einzige Vorfall dieser Art bis jetzt bleiben. Etwa 25 km vor Popayán bogen wir zum Puracé Nationalpark ab. Durch eine etwas chaotische Ausschilderung verfuhren wir uns erst, kamen aber schliesslich in den fruehen Abendstunden am Eingang in Pilimbalá und damit beim Wildhueter Hector und seiner Familie an. Er schlug uns einige Wanderwege vor und wusste ueber Fauna und Flora Bescheid, u.a. sollte es Kondore, die er uns gern zeigen wuerde, geben. Wir verabredeten uns fuer den naechsten Morgen. An diesem erwachten wir mit erheblicher Schieflage! En Loechlein im Reifen hinten links war die Ursache. Mit Hectors Unterstuetzung ging Michi an Werk, aber leider erwies sich unser Werkzeug als Spielzeug, so fest waren die Schrauben angebrummt! Und wie aus dem „Nichts“ waren ploetzlich Nachbarn da, die Werkzeug mitbrachten. Als nichts Passendes dabei war, wurde einfach was zurecht gefeilt! Und mit vereinten Kraeften konnte das Rad gewechselt werden. Ehe Michi sich richtig bedanken konnte, waren unsere Helfer auch schon wieder verschwunden. Zurueck blieb nur Hector, der uns „seine“ Kondore nun zeigen wollte. Wir fuhren zum Futterplatz. In einiger Entfernung legten wir uns auf die Lauer, waehrend Hector ein paar Fleischstuecke platzierte, die er zunaechst gegen die allgegenwaertigen Rabengeier verteidigen musste. Aber dann kam wirklich ein Paerchen Kondore majestaetisch angeschwebt, umkreiste in weiten Boegen den Futterplatz um sich dann in 10m Luftlinie vor uns nieder zulassen. Mit angehaltenem Atem beobachten wir die Tiere, fotografierten und filmten. Es war einfach faszinierend und ein wunderschoener Abschluss unseres Aufenthaltes in Kolumbien. Ein Land von dem wir positiv ueberrascht waren und dessen Einwohnern wir von ganzem Herzen wuenschen, dass sich ihr Wunsch erfuellt und sie in Frieden leben koennen.
Am 24. Juli standen wir mal wieder an einer Grenze. Die Ausreise dauert ganze 5 Minuten und fuer die Einreise brauchten wir in Tulcan nicht mal eine Stunde und schon waren wir in ECUADOR! Wir steuerten die erste Tankstelle nach der Grenze an und bei 0,18 €/Liter Diesel kam bei uns echte Freude auf.
Erstes Ziel sollte die Grotte von La Paz sein. Unterwegs „lasen“ wir Theofila und ihre Tochter Jesica auf und da kein Bus mehr fuhr, entschlossen wir uns (entgegen unserer Gewohnheit) die Beiden mit zunehmen. Sie wollten ihre Schwestern/Tante in La Paz besuchen. Wir besichtigten die Grotte in der eine Marienfigur steht, der einige Wunder zugeschrieben werden. Als wir zum Auto zurueckkehrten stand, da Theofila und bat uns mitzukommen. Die Mutter Oberin wuerde uns gern kennen lernen. Theofilas Schwester war bzw. ist Nonne und lebt im Konvent der „Hermanas Clarisas“. Theofila fuehrte uns in den kleinen Besuchsraum des Klosters und wir wurden herzlich begruesst, was unsere anfaengliche Befangenheit schnell verschwinden lies. Nach wenigen Minuten befanden wir uns schon in einem lebhaften Gespraech in dessen Mittelpunkt natuerlich unsere Reise stand, aber auch unsere Heimat. Wir erfuhren, dass es den Orden der „Heiligen Clara“ schon seit 1193 gibt. Einen weiteren Konvent gibt es im Sueden von Ecuador. Zurzeit wohnen in „La Paz“ 22 Nonnen. Wir wurden bewirtet und eingeladen im Gaestehaus zu uebernachten. Aber wir haben ja unser Bett immer mit dabei. So sollten wir wenigstens in den Hof mit Knuffi fahren. Aber da sich das Tor als zu niedrig erwies, parkten wir davor. Als am naechsten Morgen gegen 5Uhr die Sonne aufing, wurden wir vom Glockengelaeut und dem Singen der Nonnen geweckt. Schoen und irgendwie unwirklich zugleich! Als wir uns verabschieden, werden wir eingeladen wieder zu kommen und fuer laengere Zeit zu bleiben.
Quito war das naechste Ziel und es war wieder einmal Freitagnachmittag als wir ankamen! Vorher hatten wir den Äquator ueberschritten und befinden uns nun auf der suedlichen Erdhalbkugel. In Quito fanden wir uns gut zurecht und stellten Knuffi am „Parque Carolina“ direkt an der Polizeistation ab. Im Stadtpark in der Neustadt herrschte reges Treiben. Jogger drehten ihre Runden, es wurde Volley- und Fussball gespielt, es gab eine Fitnessstrecke. Am Sonnabend mussten wir dann leider feststellen, dass staatliche Einrichtungen, wie das „Instituto Geográfico Militar“, wo wir uns verschiedene Karten besorgen wollten, und auch die meisten Ausruester und Veranstalter von Gipfeltouren an diesem Tag geschlossen sind.
Wir bummelten am Sonntag ausgiebig durch die Altstadt von Quito. Wir liesen uns mit dem Taxi bis hin bringen, denn zum einen waere unser Knuffi zu groß gewesen (und der stand ja gut bewacht vor der Polizei) und zum anderen darf sonntags kein Auto in der Altstadt fahren. Das macht das Bummeln sehr angenehm. Auf dem Plaza Grande gab es Konzerte. Wir besichtigten den Praesidentenpalast. Waehrend der gefuehrten, kostenlosen Tour (nur der Pass (eine Kopie genuegte) musste abgegeben werden) wurden uns der Bankett- und der Kabinettssaal gezeigt, wir konnten auf den Balkon hinaustreten und den Gran Plaza ueberblicken. In Vitrinen in den Gaengen war die Kultur der verschiedenen Bevoelkerungsgruppen Ecuadors dargestellt und im prunkvollen Festsaal bewunderten wir kunstvolle Geschenke auslaendischer Gaeste. Zum Schluss gab’s ein Foto mit Widmung, was zu Beginn der Tour im Hof des Palastes aufgenommen wurde. Eine nette Geste der Gastfreundschaft!
Nachdem wir montags die gewuenschten Karten erworben hatten, ging es Richtung Papallacta zur Hoehenanpassung. Am gleichnamigen Pass (4064m) setzte Regen ein und wir entschlossen uns erst einmal in den Ort zu fahren. Die „Termas de Papallacta“ sollten Ausgangspunkt einer mehrtaegigen Wanderung durchs Páramo sein. Am Hotel fanden wir einen ziemlich teuren, aber sicheren Standplatz fuer Knuffi. Nachts fielen die Temperaturen auf 4°C und am Morgen konnten wir vom Wohnzimmerfenster keine 10m schauen. Der Regen lies zwar am Vormittag nach, aber das Wetter lud insgesamt nicht zum Wandern und Zelten ein. „Im Thermalbad kann man sich auch gut an die Hoehe gewoehnen“ sagten wir uns und genossen einen Tag im warmen Wasser. Ganz wollten wir aber nicht auf Bewegung verzichten, deshalb fuhren wir zurueck zum Pass und in die dortige Eco - Reserva Cayamba – Coca. Und schließlich riss irgendwann die Wolkendecke auf und wir sahen von unserem einsamen Schlafplatz den Antisana (aktiver Vulkan, schneebedeckt, 5704m) und fuer wenige Minuten den “Cotopaxi“ (5897m, aktiver Vulkan, zweithoechster Berg Ecuadors). Gern waeren wir noch ein paar weitere Tage geblieben, aber der leere Kuehlschrank zwang uns weiter.
In Quito hatten wir eine IVECO-Werkstatt entdeckt und da die Bremsen nur sehr spaet reagierten, wollte Michi sie ueberpruefen lassen. Wir wollten ja in die Berge! Es war, wie sollte es auch anders sein, wieder Freitagnachmittag gegen 16Uhr, als wir auf den Werkstatthof rollten. Ein kompetenter Meister nahm sich unserer Bremsen an und sein Urteil war niederschmetternd! Bremsbelaege gab auf den ausgegluehten Bremsbacken nicht mehr! Da die entsprechenden Bremsbacken nicht vorraetig waren, mussten unsere alten, in einer anderen Werkstatt, neu belegt werden. Zu unserer Freude arbeitete auch diese am Sonnabend, so dass wir am fruehen Nachmittag vom Hof rollen konnten. Fuer unser Schmutzwasserproblem wurde uns eine unkonventionelle Loesung vorgeschlagen! Michi hob, wie geraten, den Gullydeckel vorm Werkstattgelaende und wir hatten unsere Tanks wieder leer.
Über die Straße der Vulkane gelangten wir ueber Chaúpi zum Parkplatz "La Vergien" (Marienstatue) an den „Vulkanes Ilinizas“ auf 3650m Höhe. Im Dorf hatte man uns versichert, dass unser Knuffi hier sicher stehen koenne. Wir packten unsere Sachen und machten uns am folgenden Morgen auf dem Weg zur „Refugio Nuevos Horizontes“ in 4650m, der sich anfangs durchs Paramo schlaengelte um dann relativ steil durch Geroell die letzten Meter zur Huette zu fuehren. Obwohl ein "starkes" Begaengnis war, schienen wir die einzigen Schlafgaeste zu sein. Wir stiegen schon mal probeweise bis zum Sattel auf. Der hoehere „Iliniza Sur“ (5248m) liegt unter ewigem Eis und ist nur mit Fuehrer zu besteigen. Unser Interesse galt dem Zwilling „Iliniza Norte“, der mit seinen 5148m fuer uns eine echte Herausforderung darstellte. Fuer die Nacht richteten wir uns in der Schutzhuette so gut es ging, haeuslich ein. Als Michi dann am Morgen vor die Huette trat, entschluepfte ihm ein leises aber deutliches: „Schei…“ Es hatte geschneit und vom Weg, ganz zuschweigen vom Berg, war vor Nebel nichts zusehen. Aber Allan, Philippe und Juan, alle drei bergerfahren und noch am Abend gekommen, stiegen los. Als wir dann gegen 10Uhr wenigstens 10m Sicht hatten, starteten wir ebenfalls. Dick eingemummelt, kamen wir auf dem steilen, aber technich unschwierigen Weg schnell ins Schwitzen. Auf halber Strecke kamen uns die drei jungen Maenner entgegen. „Da ist am Schneefeld ohne Steigeisen und Pickel heute nichts zu machen“ war ihr Urteil. Das wollten wir selbst sehen und nachdem Michi vorgestiegen war und er es „fuer schwierig aber machbar“ hielt, nahm auch ich es in Angriff und ueberwand das Schneefeld ohne Steigeisen (wir hatten diese aus Gewichtsgruenden im Auto gelassen) und Probleme. Kurz vorm Gipfel wartete lt. Kletterfuehrer eine kleine Kletterei, die sich als Eisrinne erwies, auf uns Und dann hatten wir es geschafft!! 5148m fuer uns der hoechste Gipfel ueberhaupt. Fuer einen kurzen Moment riss auch die dicke Wolkendecke auf und wir konnten ein paar Blicke in die herrliche Berglandschaft erhaschen, Nach kurzer Pause nahmen wir den Abstieg unter die Bergstiefel, den wir zum Mittagessen an der Huette unterbrachen.
Nach den Erfahrungen am Iliniza Norte stand für mich endgueltig fest, der Cotopaxi ist mit seinen 5897m eine Nummer zu gross fuer mich, waehrend Michi es versuchen wollte. Wir heuerten in Chaúpi einen Fuehrer an und verabredeten uns fuer den naechsten Tag mit ihm. Im „Parque National Cotopaxi“ fuhren wir ueber eine gute Piste auf einem weitem Plateau zum Parkplatz in 4500m Hoehe, wo es gar nicht so einfach war einen geraden Standplatz zu finden. Am Nachmittag stiegen wir gemeinsam steil zur "Refugio José Rivas" (4800m) an, um Marcos, Michis Guide, zutreffen. Mit ihm absolvierte Michi an den Gletscherauslaeufern ein Eistraining und mir wurde beim Zusehen immer klarer, dass meine Entscheidung die richtige war. Kurz vor Mitternacht entschwand Michi ins Dunkel. Waehrenddessen blieb ich in unserem Knuffi, den der orkanartige Wind kraeftig schaukeln lies. 9.30 Uhr klopfte ein geschaffter aber zufriedener Michi an die Tuer, die wir wegen des Sturms nur mit Muehe oeffnen konnten. „Es war eine Schinderei, aber ich habe es geschafft“, war sein Kommentar.
Aber nach einem Tag ausruhen an der Laguna de Limpiopungo im Park, plante mein Bergsteiger schon das naechste Abenteuer:
Wir fuhren ueber Lago Agrio nach Coca. Mit Hilfe des Besitzers des Hotels „Oasis“ (der Touren in Dschungellodges mit allem Komfort anbietet, was wir aber nicht wollten) erhielten wir Kontakt mit Miipo Mario Cahuiya (Fremdenfuehrer und Huaorani). Nach kurzen Verhandlungen wurden wir uns einig und unsere 6 – Tage – Dschungelexpedition ( es wurden 7 Tage daraus) konnte am naechsten Morgen starten. Neben uns zweien und Miipo gehoerte Samuel als Bootfuehrer und Koch zu unserer Mannschaft. Ziel war das Dorf Bameno. Mit dem Guetertaxi ging es 2 ½ Stunden in halsbrecherischer Fahrt auf Asphaltstraße und spaeter Schotterpiste (hier ohne die Geschwindigkeit wesentlich zu verringern) zum Rio Shiripuno. In „El Puente“ (die Bruecke), luden wir unsere Ausruestung incl. einem 200l- Fass mit Benzin in ein Boot um, das zunaechst ohne Motor war. Dieser sollte in Ñunane (ein Dorf etwa 20km flussabwaerts) geholt werden. Nach eingehenden Belehrungen durch die Capitanía del Puerto wie wir uns den Indigenas gegenueber verhalten sollten, konnten wir endlich starten. Fast lautlos glitten wir über den Fluss. Miipo stand als Lotse (der Fluss fuehrte sehr wenig Wasser und immer wieder mussten wir Aesten und Steinen ausweichen) vorn und Samuel steuerte das Boot hinten. Waehrend beide staksten, genossen wir Landschaft und Ruhe. Ploetzlich knirschte es und wir sassen auf einem Baumstamm, der quer ueber dem gesamten Fluss lag, fest. Die drei Maenner zogen und zerrten, luden das Fass und Gepaeck nach vorn, um das Gewicht zu verlagern aber nichts half! Keinen cm vor aber auch keinen zurueck. Da schnappte sich Samuel (der sich in diesem Moment von einem Stadtmenschen in Jeans, Oberhemd und Lederturnschuhen in Yohue , den barfuessigen Huaorani verwandelte) einen kleinen Kanister mit Benzin und verschwand im dichten Gruen der Selva. Nach etwas mehr als einer Stunde hoerten wir von Ferne Motorgeraeusche und Samuel samt einiger Helfer befreiten uns aus der misslichen Lage. Wir luden unsere Sachen um und in einer knappen Stunde waren wir in Ñunane. Vor dem Haus, Onko genannt; auf einer Anhoehe standen Miipos Schwiegereltern und winkten uns lachend zu. Keine Spur von den angekuendigten abweisenden Indigenes. Die Sprache (Huaorani) in der man sich unterhielt, war etwas gewoehnungsbeduerftig fuer unsere europaeischen Ohren. Aber nach kurzer Zeit bekamen wir mit, dass man sich nicht stritt (wie es sich erst anhoerte), sondern die Geschichte unseres „Strandung“ erzaehlte, die grosse Heiterkeit hervorrief. Waehrend wir uns in unser Zelt verkruemelt hatten, hoerten wir noch lange das Gemurmel und Lachen unserer Gastgeber.
Mit dem Morgengrauen kam Leben ins Dorf und auch wir mussten uns sputen, da wir eine lange Bootsfahrt vor uns hatten. Das Verlanden ging schnell, da alle mithalfen. Links und rechts des Flusses war wieder dasselbe Bild, ein kurzes Schlammstueck und dann undurchdringliches Gruen. Ab und zu sahen wir das Dach eines Onkos durch die Blaetter lugen. Schildkroeten sonnten sich auf Baumstaemmen und wenn sie unser gewahr wurden, liesen sie sich einfach ins Wasser plumpsen und tauchten ab. Aras flogen kreischend weg. Leider sahen wir nur Spuren von Tapiren und das Wildschwein hoerten wir nur. Auf einer Sandbank am Rio Cononaco chico (der etwas breiter ist und einen hoeheren Wasserstand hatte) schlugen wir unser Nachlager auf. Unser kleines Bergzelt bewaehrte sich bestens, denn wir koennen es schnell aufbauen und es ist trotz der duennen Waende (die Miipo und Samuel immer wieder unglaeubig prueften) wasserdicht! Bei den naechtlichen Regenschauern ein grosser Vorteil!
Während Samuel das Fruehstueck am naechsten Morgen vorbereitete (Kaffee mit Flusswasser schmeckt erstaunlich gut), nahm Michi ein Bad, schrie ploetzlich auf und huepfte wie Rumpelstilzchen ums Feuer. Ein Fisch hatte ihn gebissen. „Kein Pirañha, nur ein ganz Kleiner mit scharfen Zaehnen“ erklaerte Miipo seelenruhig und grinste uebers ganze Gesicht. Die Wunde war trotzdem relativ tief und es sind kleine Narben geblieben. Am fruehen Nachmittag erreichten wir Bamena. Das "Dorf " war am Ufer versammelt, da wir ja schon von weitem zu hoeren waren. Wieder flogen die kehligen fremden Laute hin und her. Wir wurden von den Jugendlichen bzw. Kindern, die in der Schule im Dorf spanisch lernen , nach dem Namen gefragt. Jeder wollte uns etwas zeigen oder erklaeren. Als ich auszurutschen drohte, waren sofort haltende Haende da, die ich haette wegen drohender Infektionsgefahr (lt. Behoerdenbelehrung) ausschlagen muessen. Wir wurden in das Onko von Samuels Familie gebracht. Er ist hier geboren und aufgewachsen. Auf dem Weg dahin wurden uns die Flugzeuglandebahn (Überbleibsel einer Oelgesellschaft), die Grundschule und das Colegio (beide Gebaeude lagen verweist in der Sonne, denn es war die schoenste Zeit fuer Schueler – Ferien!) und den Fussballplatz! Im Onko, wo es rohgezimmerte Stuehle und Tische zur Zubereitung von Mahlzeiten, einige Haengematten zum Ausruhen gab, wurde der mitgebrachte Herd aufgestellt. Seit die Huaorani sesshaftt sind wird in der Regel in Holzhaeusern mit Wellblechdach geschlafen, ansonsten spielt sich der Alltag im Onko ab. Waehrend die gesamte Familie schwatzte, Neuigkeiten und Geschichten austauschte, kochte Samuel fuer uns ein leckeres Mittagessen. Bei dieser Gelegenheit wurde ausfuehrlich von Michis Fischbiss erzaehlt. Wir merkten dass, weil es zum einen in Huaorani keine Woerter für bestimmte Dinge gibt, wie zB. Deutscher- wie wir der Einfachheit halber genannt wurden – gibt und die spanischen Vokabeln verwandt werden - Aleman. Zum Anderen begleiten viele Gesten die Erzaehlungen, die bei jedem "Vortrag" laenger und spannender werden. Zunaechst assen nur Michi und ich, waehrend alle anderen (vor allem den Kindern sah man Appetit und ein wenig Hunger an) uns zu sahen. Sobald wir bekundet hatten, dass wir satt seien, wurde der „Rest“ unter den Anwesend gerecht von Samuel verteilt. Als alle Toepfe ausgekratzt waren, leerte sich das Onko. Dieses „Ritual“ wiederholte sich bei jeder Malzeit. Aber genauso selbstverstaendlich erhielten wir unseren Anteil von den Schildkroeteneiern und dem Wildschwein, welches ein Bruder Samuels geschossen hatte. Nachdem Essen unternahmen wir mit Miipo und Yamba einen ersten Erkundungszug durch den Dschungel. Samuel, der nun ganz Yohue war, ermahnte uns puenktlich zum Abendbrot da zu sein. „Denn hinterher tanzen wir in traditioneller Kleidung“, ergaenzte er und dabei strahlte er uebers gesamte Gesicht. Der Tanz fand in einem anderen Onko statt, wo einige Wachskerzen eine mystische Atmosphaere verbreiteten. Zuerst kamen die Maenner, die mit einer Art Sprechgesang (ein Vorsaenger und alle anderen antworten) im Pulk mehrere Runden drehten bis sie schliesslich an der Seite halt machten und weiter laut singend zur Wand schauten. In diesem Moment kamen die Frauen in einer Linie leise singend (immer 3 Schritt vor, zwei zurueck) von hinten. Waehrend der Gesang der Maenner immer leiser wurde, zogen sich diese zurueck und die Frauen sangen nun allein. Die traditionelle Kleidung bestand bei den Maenner uebrigens aus einem Strick um die Huefte und einem Stirnband und bei den Frauen aus einem Blatt eines bestimmten Baumes, dass durch einen "Guertel" (Strick) aus Algodon gehalten wurde, Stirnband und Baendern an den Armen. Das Alter spielte keine Rolle, alle die wollten konnten sich beteiligen. Mit uns verfolgte eine Gruppe Italiener gebannt das Geschehen. Nun waren noch einmal die Maenner an der Reihe. Sie „schnappten“ sich einen aus der Reisegruppe und er musste mitmachen. Vor einer jungen Frau au der Gruppe "bauten sie sich auf "und sangen lange und ausdauernd. Danach uebersetzte der Guide unter großem Gejohle, dass nun ein grosses Fest faellig sei, da die beiden soeben nach Huaorani – Brauch geheiratet haetten. Zum Schluss dankte uns einer der Taenzer fuer das Interesse und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dieser kleine Einblick in Ihre Kultur das Verstaendnis fuer ihre Lebensweise geweckt habe. Als Gegenleistung erbaten sie sich nun ein Lied von den Italienern, die sich erst ein wenig zierten aber einmal in Fahrt, kaum zu bremsen waren. Die Huaorani hatten viel Spass an der italienischen Darbietung. Nachdem die Gruppe das Dorf in Richtung Lodge verlassen hatte, kehrte Ruhe und Alltag ein. Wir hatten uns entschlossen, unser Zelt diesmal im Onko von Yamba aufzuschlagen, zum Schutz vor den Hunde und auch den Affen die nachts dort nach Essbarem suchten. Aus diesem Grund hatte Samuel auch alle Vorraete in der, eigens dafür mitgebrachten, grossen Tonne verstaut. Wieder wurde wir vom Gemurmel und glucksenden Lachen der Einheimischen in den Schlaf gewiegt.
Am Morgen sollte es mit Yamba auf Jagd gehen. Er erschien in traditioneller Kleidung und einem langen Blasrohr incl. Koecher mit Giftpfeilen. Von einem Cousin Samuels (er selbst hatte heute was Wichtiges vor, wie er geheimnisvoll andeutete) wurden wir flussabwaerts gefahren. Es war sicher ein koestlicher Anblick, wie wir in Gummistiefeln, langen Hosen und Mosquitojacke, bewaffnet mit Fotoapparat und Filmer hinter Yamba, barfuss und nur mit Lendenstrick bekleidet, „hinterher pirschten“. Miipo bildete mit einem recht altersschwachen Gewehr den Schluss unserer kleinen Jagdgesellschaft. Ein Wildschwein entkam uns ins Dickicht des Dschungels. Im Wipfel eines Baumes hatte Yamba ein Ziel für seinen Giftpfeil ausgemacht und setzte das Blasrohr an. Nach einigen Versuchen (Pfeil verfing sich immer wieder im Blattwerk) traf er dann und nun hiess es warten bis das Gift wirkte. Ich weis nicht woran es lag, ob das Gift zu alt oder der Vogel resistent war, aber der fiel auch nach weiteren Treffern nicht vom Baum. Wie immer, wurde in solchen Situationen einfach gelacht und "morgen ist auch noch ein Tag!" Spaß hatte es alle Mal gemacht. Gut gelaunt kehrten wir ins Dorf zurueck, wo uns Samuel in aller Eile das Essen austeilte und dann verschwand und auch die juengeren Familiemitglieder hatten keine Zeit, was aeusserst ungewoehnlich war! Die Erklaerung kam sofort: ein Fußballspiel gegen die Italiener war in vollem Gange! Wir hatten nicht bemerkt, dass sich ein Unwetter zusammenbraute. Ploetzlich fegte ein Windstoß durchs Onko und hob grosse Teile des Daches ab. Der starke Regen beendete dann auch das Spiel. So wie es hereingebrochen war, verschwand das Unwetter auch wieder. Mit Yamba und seiner Frau reparierten wir das Dach und nach einem kurzen Besuch beim Schamanen Cempre, der Samuels Großvater war, ging auch dieser Tag zu Ende.
Am naechsten Vormittag gingen wir auf Pirañapirsch. Wieder begleiteten wir Yamba und nach einem kurzen Marsch stiegen wir in einen Einbaum. Das Jagdglueck war uns wieder nicht holt. Am enttaeuschtesten war wohl Samuel, hatte er doch fuer uns und seine Leute ein Abschiedsessen kochen wollen. Denn am Mittag hieß es Abschied nehmen von unseren neuen Freunden. Als ich fuer ein Foto wenig spaeter die Angelschnur ins Wasser hielt, biss doch tatsaechlich ein Fischlein an. Der Fluss hatte nun etwas mehr Wasser und wir kamen gut voran, aber die Sandbaenke standen auch alle unter Wasser. So mussten wir ziemlich lange suchen ehe wir einen geeigneten Schlafplatz gefunden hatten. Kaum war das Zelt aufgestellt, prasselte ein Regenschauer nieder.
Der naechste Tag war der Flussfahrt vorbehalten. Schildkroeten waren keine zu sehen, dafuer kreuzte eine Herde Affen unseren Weg bzw. den Fluss. In weitem Bogen sprangen die Mutigsten unter ihnen von einer Seite zur anderen. Aber sie waren so flink, dass wir kaum eine Chance zum Fotografieren hatten. Auf einmal war wieder Stop! Das Unwetter am Vortag hatte einen grossen Baum entwurzelt und quer über den Rio gelegt! „Kein Problem! Den ueberspringen wir!“ sagte Miipo cool und stieg aus. Er entfernte einige kleinere Aeste. Auch Michi verlies das Boot um zu filmen! So klammerte ich mich an den Seitenblanken fest. Wir holten gehoerig Anlauf und schwupp, waren wir, Samuel, ich und das Boot, drueber und klatschten mit lautem Knall ins Wasser! Samuel hatte sich, wie immer in den letzten Tagen als guter Bootsfuehrer erwiesen.
Noch einmal uebernachteten wir bei Carohne und Ñahuade, Miipos Schwiegereltern. Nach einigen Fotos fuhren wir in 2 Stunden zurueck zur Bruecke, was die Familie zu einem Sonntagsausflug nutzte. Aber da Lebensmittelvorraete und Benzin so gut wie aufgebraucht waren und einige Dingen, wie der Herd, auf die naechsten Abenteurer in Ñunane warteten, waren die vielen Passagiere kein Problem. Ausserdem vertrieben sie uns mit ihrem Lachen ein wenig die Wehmut. In „El Puente“ bestiegen wir den Linienbus und waren nach etwas mehr als 3 Stunden in Coca bei unserem Knuffi.
Wir koennen Euch diese Tour nur empfehlen! Vorausgesetzt Ihr kommt mal ein paar Tage ohne die Errungenschaften der neuen Welt, wie fliessendesWasser (es gab uebrigens in Bamena sehr saubere Toiletten mit Wasserspuelung), Strom, Kuehlschrank, ein weiches Bett, Fernseher aus und ein bisschen Flusssand zwischen den Reiskoernern sind kein Problem. Dafuer erlebt Ihr eine sagenhafte Natur und Menschen voller Herzlichkeit und Lebensfreude. Ihr koennt mit Miipo per Mail unter der Adresse: mariocahuiya@yahoo.com Kontakt aufnehmen. Wir wuenschen unseren Freunden in Bamena und Ñunane, sowie Miipo und Samuel alles Gute und bedanken uns nochmals auf das Herzlichste für dieses unvergessliche Erlebnis.
Von Coca aus fuhren wir, nun wieder im Knuffi, ueber Tena zurueck in die Sierra nach Guamote. Donnerstags sollte es hier lt. Reisefuehrer einen sehr urspruenglichen Markt geben, zu dem die Hochlandbauern aus der gesamten Gegend mit Lama und Esel oder gelaufen kaemen um Ihre Produkte zu verkaufen oder sich mit allem Noetigen einzudecken. Wir fuhren am Mittwochabend hin und stellten uns auf den großen Platz unterhalb der Kirche. Wir wollten ja nichts verpassen!! Mit der Daemmerung am Morgen kamen dann auch die ersten Hochlandbauern, aber mit Camionetas (kleiner LKW, auf dessen Ladeflaeche sowohl Menschen als auch Tiere Platz finden) und Bussen, die Daecher vollgepackt mit allem was verkauft werden sollte. Nach einer Stunde herrschte reges Treiben vor unserem Fenster und wir konnten beim Fruehstueckskaffee beobachteten wie Schafe und Schweine vom Busdach gehievt wurden, Kuehe mussten vom LKW springen, große Buendel wurden entladen und im Laufschritt (das erlebten wir das erste Mal in Suedamerika) ging es in die Oberstadt. Diese war ein einziger grosser Markt!!! Ueberall in den Gassen herrschte buntes, geschaeftiges Treiben, reihte sich ein Verkaeufer an den anderen! Neugierig beobachteten wir wie auf den Viehmaerkten (einer für Kuehe, der andere für Kleinvieh wie Schafe, Schweine, Huehner, Meerschweine) wie die Ware geprueft und um den Preis gefeilscht wurde. Wir wollten auch einige Kleinigkeiten kaufen und ernteten ein wenig Unverstaendnis, wenn wir trotz des kleinen Preises (1$) nur die Haelfte der Zwiebeln wollten, aber wir sind ja nur 2. Hier wurde eigentlich mit Saecken gehandelt. Wir haben versucht, das bunte Gewimmel einzufangen. Hier hatte der Reisefuehrer mal nicht zuviel versprochen!
Über eine gut befahrbare Schotterpiste durchs Gebirge gelangten wir in 3 Tagen nun hier zum Parque Nacional Podocarpus im Sueden Ecuadors. Waehrend Michi kleinere Reparaturen vornahm, die Gegend erkundete und nicht zuletzt die Bilder aussuchte, habe ich versucht, Euch etwas von unseren Erlebnissen der letzten Wochen zu erzaehlen.
Von unsere naechten Erlebnisse werden wir dann aus Peru berichten
!Bis dahin! ¡Hasta luego! Marion und Michael!