Fahrt durch Mittelamerika
(Teil 3: Costa Rica und Panama)

Ende Mai erreichten wir, wie am Schluss des letzten Berichtes geschildert, nach kurzem Aufenthalt an der Grenze, COSTA RICA.

Wir steuerten den Parque Nacional Santa Rosa (Nordeinfahrt) an. Am Parkeingang erfuhren wir, dass das Stehen nur auf dem dortigen Campingplatz moeglich ist. Aus Sicherheitsgruenden (Schmuggler) ist der Aufenthalt am „Playa Blanca“ nur am Tag ratsam und erlaubt. Aber fuer einen „Spezialpreis“ hatten wir den ganzen Platz incl. Duschen, WC und Strom fuer uns allein. Am naechsten Tag fuhren wir zu besagtem weissen Strand. Die wieder einmal etwas abenteuerliche Fahrt war ganz nach Michis Geschmack. Die Regenzeit hatte schon deutliche Spuren in Form von Schlamm hinterlassen. Der Strand, der uns erwartete, hielt, was sein Name versprach. Weisser Strand an herrlich blauem warmen Wasser, was zum Baden einlud. In dieser Idylle verbrachten wir den Tag. Beim Baden, Spazieren und Beobachten (es gab tausende kleiner Krebse, die sich je nach Groesse ein Schneckenhaus als „Wohnung“ ausgesucht hatten und mit diesem auf dem Ruecken über den Strand flitzten) verging die Zeit so schnell, dass wir unseren Standplatz in der Daemmerung, die nur wenige Minuten dauerte, erreichten. Als die Raeder Knuffis stillstanden, setzte einer der heftigen Regenguesse (mehrmals taeglich) ein, die in den naechsten Tagen den Weg zum Strand unpassierbar machten. Glueck gehabt! An den folgenden beiden Tagen nutzten wir die Pausen zwischen den Regenschauern um vor allem kurze Ausfluege in die Umgebung zu machen und Tiere, hauptsaechlich Voegel, zu beobachten. Orlando (ein Ornithologe, der in der Naehe des Parkeingangs wohnt) besuchte uns haeufig und half uns die fotografierten oder beobachteten Voegel zu bestimmen. Er erzaehlte uns auch, dass das Gelaende des Nationalparks frueher eine Hacienda Somozas war, auf der sich der nicaraguanische Diktator selbst aufhielt und wo grausame Dinge geschahen. Orlando war zu dieser Zeit Student und nicht in seiner Heimat, aber er befragt die Einwohner und schreibt ein Buch, da ja sonst alles in Vergessenheit geraet. Dann hiess es wieder einmal Abschied nehmen, von einem Ort der uns gefiel und Leuten, die freundlich und hilfsbereit waren. Die Hilfe des Rangers nahmen wir bei der Fahrt zur Hauptstrasse nochmals in Anspruch. Der regulaere Weg war durch umgestuerzte Bäume und tiefen Schlamm unpassierbar und er zeigte uns die „Umleitung“ ueber private Fincas und deren Weideflaechen.

In Liberia liesen wir unsere kaputten Reifen  vulkanisieren und der Elektriker reparierte unsere Scheibenwischer (War hoechste Zeit!). Die Wartezeit vertrieben wir uns mit einem Ausflug in den „Parque Nacional Rincón de la Viaje“. Lange beobachteten wir Kapuzineraffen (oder sie uns?), die uns eine Kostprobe ihrer Kletterkuenste gaben und als es ihnen zu viel wurde, bewarfen sie uns mit Aesten. Dann schienen wir in die Kueche des Teufels geraten zu sein! Wir standen vor blubbernden Schlammloechern, die nach Schwefel „dufteten“ und von riesigen Wuergefeigen umgeben waren.

Nachdem wir unsere Reifen abgeholt hatten, fuhren wir weiter ueber die Nebelwaldreserva Santa Elena (bei einer Wanderung hier sah Michi endlich den von ihm gejagten Quetzal – leider kein Foto) und Nuevo Arenal an die Karibik Kueste zum Tierschutzgebiet Gandoca - Mazanilla. Da unser Reisefuehrer in Gandoca (suedliches Ende des Parks) Ruhe und wenig touristischen Trubel versprach, fuhren wir diesen Ort an. Die Rangerstation oder das was wir dafuer hielten, fanden wir unbesetzt  und fuhren weiter bis zu einem kleinen Parkplatz am Strand. Zu unserer Ueberraschung, gab es hier viele junge Leute, die den Strand von Unrat saeuberten. Loeblich, aber wieder keine Ruhe?! Wir beschlossen zumindest eine Nacht zu bleiben. Gegen 17.00 Uhr kam Christina (eine deutsche Studentin, angehende Meeresbiologin, wie wir spaeter erfuhren) mit einer weissen Kiste vorbei und lueftete das Geheimnis: 5 winzige Lederschildkroeten!! Von ihr erfuhren wir dann auch mehr zu diesem Naturschutzprojekt. Von Februar bis Juni (Hauptsaison April / Mai) kommen hier 4 Schildkroetenarten zur Eiablage an Land. Die jungen Leute aus aller Welt (alle sind freiwillig und auf eigene Kosten hier) saeubern nicht nur den Strand, sondern bewachen auch die Gelege bzw. wenn diese unguenstig liegen, werden sie zur Aufzuchtstation gebracht. Zwei Monate nach Eiablage graben sich die Babys nach oben. Die Winzlinge werden dann vermessen und gewogen um dann ins Meer entlassen zu werden. Dabei muessen sie die letzten 6 m aus eigener Kraft zurueck legen, denn  nur dann finden sie nach etwa 12 Jahren den Weg zu ihrem Geburtsort zurueck um wiederum Eier abzulegen. Am Nachmittag durften wir mit erleben, wie die kleinen Schildkroeten die ersten Meter ins Leben machten. Danach wurde der Strand, wie jeden Abend, gesperrt, da nicht nur Voegel und Saeugetiere die Eier als Delikatesse schaetzen, sondern auch die Menschen die Nester ausraeumen! Aber mit einem Guide waere es moeglich am Strand zu warten, ob diese Nacht eine Schildkroete kaeme. In der Hauptsaison waeren es bis zu 20 Tiere pro Nacht, aber nun kommen nur noch vereinzelte Nachzuegler. Wir nahmen unsere Chance war. Waehrend wir am Strand warteten, tat sich hinter uns in der Aufzuchtstation etwas. Kleine Lederschildkroeten buddelten sich  den Weg ins Leben! Dann kam endlich das vereinbarte Signal. Wir stuerzten den Strand entlang und nach wenigen Minuten hatten wir die Mitarbeiter erreicht. Ein riesengrosses Tier (so schien es uns jedenfalls im Schein der Infrarotlampe) schaufelte ein tiefes Nest und dann plumpsten 72 Eier hinein (bzw. in einen Plastiksack). Wir verfolgten das ganze Geschehen mit angehaltenem Atem. Auch die Mama Schildkroete wurde vermessen und deren Chip eingelesen. Danach schuettete sie das Gelege sorgfaeltig zu und legte „Scheinnester“ ringsherum an, um es evtl. Raeubern schwerer zu machen. Die Rueckkehr ins Meer gestaltete sich etwas schwierig, da ausgerechnet hier nicht aufgeraeumt wurden war und Treibholz den Weg versperrte. Michi und Gilberto (unser Guide) nahmen schnell die groessten Stuecke weg und dann war "unsere Schildi“ im Ozean verschwunden. Wir verbrachten noch mehrere Tage am „Posten Gandoca“ mit schoenen Wanderungen am Strand und im Regenwald. Jeden Nachmittag waren wir puenktlich zur Stelle um den Start der Winzlinge zu verfolgen. Aber das Echo, was aus unserem Kuehlschrank kam, zwang uns zur Weiterfahrt.

Eine Nacht wollten wir in Manzanillo verbringen. Hier war es aber nicht erlaubt am Strand zu stehen, Parkplaetze gab es keine. Wir fragten José und waren in seinem Garten willkommen. Leider hatte er uns bei der kurzen Besichtigung des Gelaendes nicht gesagt, dass er einen Graben mittendurch zugeschuettet hatte, der nun mit Gras ueberwachsen war. Und ihr ahnt sicher was passierte! Vorsichtig, da wir ja nichts kaputt machen wollten, und deshalb auch langsam fuhr Michi auf’s Gelaende und schon war das rechte Hinterrad bis zur Achse verschwunden. Da half kein Wagenheber und keine Schaufel, der neue „Luftsack“ gab beim ersten ernsthaften Versuch den Geist auf. Und dann war es auch schon dunkel. Das Licht des Strahlers lockte sofort alle Mosquitos der Umgebung unters Auto, so dass Michi blitzartig ins Innere fluechtete. So vertagten wir die "Flottmachung" und richteten uns in unserem abschuessigen Bett, so gut es ging, fuer die Nacht ein. Auf der Titanic muss es aehnlich gewesen sein?! Staendig rollte mir Michi entgegen! Am Morgen wollte dann José auch sofort schwere Technik zum Rausziehen besorgen, aber eine Chance hatten wir ja noch! Die Winde!!! Und die Baeume sahen ziemlich stabil aus! Und dieser Versuch gelang! Unter dem Beifall von José (der sichtlich erleichtert war), seiner Familie und der Nachbarn verliesen wir den "umgegrabenen" Garten um nun ueber die Panamericana in den Parque International La Amistad zu fahren.

Aber kurz nach Cañon an einer Polizeistation war Schluss! In der letzten Woche (waehrend wir an der Karibik standen) hatte es orkanartige Stuerme und sinnflutartige Regenfaelle gegeben. Infolgedessen war es zu massiven Erdrutschen gekommen und hatte die Hauptverkehrsader in den Sueden in diesem Abschnitt lahm gelegt. Fuer uns bedeutete das einen Umweg von mehreren hundert Kilometern an der Pazifikkueste entlang. Im groessten Nationalpark des Landes, „La Amistad“ hatten wir uns den Eingang „Tres Colinas“ ausgesucht. Auf einer steilen aber gut befahrbaren Schotterpiste erreichten wir die wenigen Huetten in den Bergen der Cordillera de Talamanca, fanden aber die Rangerstation verlassen vor. Wir stellten uns davor an den Strassenrand und taten gut daran. Von einem Einheimischen (der in Abwesenheit der Ranger, beobachtet, was sich hier oben tut) erfuhren wir naemlich, dass links und rechts Privatland sei und vor und hinter uns Parkgelaende, das nur mit Fuehrer betreten werden darf und ausserdem  Eintritt koste, der sich pro Tag berechnet. Aber auf der oeffentlichen Straße durften wir kostenlos stehen! Das alles erfuhren wir aber erst am 4. Tag, nachdem wir u.a. schon eine wunderschoene 2-Tages-Wanderung in Richtung Cerro Kámuk  (ganze Tour dauert mindestens 5 Tage) unternommen hatten. Auf dem Rueckweg hoerte Michael nicht weit von uns entfernt einen Quetzal rufen, wir pirschten uns naeher heran und mussten eine ganze Weile im Unterholz suchen (der Quetzal verharrt reglos bei Gefahr ). Doch endlich konnte auch ich den Goettervogel einmal mit eigenen Augen sehen.  Am naechten Abend kamen uns Freddy und Yendry besuchen, die in „Tres Colinas“ Gemueseanbau und eine Forellenzucht betreiben und luden uns zum Besuch ihrer Finca ein. Sie versuchen mit einem (noch) bescheidenen Tourismusangebot (Fuehrungen, Unterkunft, Forellenessen) sich ein weiteres Standbein zu schaffen. Nach einer herzlichen Verabschiedung ging unsere Reise nun nach Sueden.

Nach einem mehrtaegigen Aufenthalt auf der Halbinsel Osa fuhren wir Richtung Grenze PANAMA! Unsere Einreiseformalitaeten waren schnell erledigt. Da es aber nur einen funktionierenden Computer gab und wir auf dem Formular fuer Knuffi einen Fehler fanden (Helge hatte uns geraten, uns jeden Buchstaben anzuschauen. Danke!) und dieses nochmals geschrieben werden musste, dauerte es etwas ueber eine Stunde, aber alles blieb im ertraeglichen Rahmen. Zunaechst fuhren wir nochmals an den Parque Internacional La Amistad (PILA). Die gut ausgeschilderten und schoen angelegten Wege im Park wanderten wir an einem Tag ab. Und so fuhren wir weiter Richtung Panama City, es galt ja schliesslich die Verschiffung von Knuffi nach Suedamerika zu organisieren. Auf dem Weg dahin wollten wir uns noch die Parque Arceologico el Caño anschauen. Aber von einem Mitarbeiter, der auf dem kleinen Gelaende wohnt, wurden wir aeusserst unfreundlich vom Parkplatz gewiesen! Es waere zu gefaehrlich! (fuer wen?). Dafuer durften wir im nahen Dorf vor einem Privatgrundstueck stehen, aber die Lust auf den Park war uns vergangen! Wir fuhren deshalb weiter nach El Valle, wo es Felszeichnungen geben sollte. Diese fanden wir auch schnell, da alles gut ausgeschildert ist und bis zum Fels ein geteerter Weg fuehrt. Auch ohneGuide fanden wir Erklaerungen fuer die verschiedenen Zeichen. Da die Sonne schien und herrliche Wege in den Wald fuehrten, entschlossen wir uns die Gegend noch etwas zu erkunden. Als wir unterwegs Einheimische fragten, wohin die Wege fuehren, schickte man uns ganz selbstverstaendlich auf den „Cerro“ (wohl in der Annahme, dass Touris nur dahin wollen). Wir kamen an Felder vorbei, die bestellt wurden und nebenbei lief im Kofferradio eine Fußballuebertragung. Da bekamen auch wir mit, dass in Europa die Meisterschaft ausgetragen wurde. Diese wurde in Mittelamerika mit viel Interesse und Leidenschaft verfolgt. Wir fanden aber auch in jedem kleinen Ort ein Fussballfeld, was von Jung und Alt rege genutzt wurde. Auf dem „Cerro“ angekommen, blieb uns der Mund vor Staunen offen stehen. Wir standen am Rand eines erloschenen Vulkans. Umgeben von Feldern und eingebettet in saftiges Gruen liegt der Ort „El Valle“ auf dem Kraterboden und sanfte Huegel umgeben den Kraterkessel! Eine Landschaft, die zum Wandern einlud. Aber leider waren wir nicht darauf eingerichtet und traten den Rueckweg an. Im Dorf stellten wir dann erste Recherchen zum Thema: Verschiffung nach Ecuador per Internet an.

Wir entschlossen uns erst einmal nach Panama Ciudad (von allen kurz Panama genannt) zu fahren, um verschiedene Gesellschaften aufzusuchen. Natuerlich kamen wir am Wochenende in der Hauptstadt an. Das klappt bei uns immer so!? Ueber die gigantische Kanalbruecke "Puente de Las Américas" fuhren wir in die Stadt ein. Erstes Ziel war die Altstadt und da es schon Nachmittag war, machten wir uns Gedanken ueber einen sicheren Standplatz. Wir waehlten mal wieder die einfache Variante und fragten die Polizei! „Kein Problem! Sie koennen hier ueberall stehen. Es ist sicher (24 Std. bewacht) und nachts auch ruhig!“ war die freundliche Antwort. So kam es, dass wir eine Nacht unter den wachsamen Augen von Richard Wagner (Relief am Nationaltheater) verbrachten.
Am Montag landeten wir, wie Helge und seine Mitstreiter, im Buero von „Barwil“ bei Evelyn. Leider ist Knuffi einige Zentimeter zu hoch und deshalb konnten wir uns keinen Container mit David bzw. dessen Landrover teilen. Wir entschieden uns, nach eingehender Beratung von Evelyn, für den Transport per „flatrack“ auf der „Andrea“ am Freitag (naechste Möglichkeit 14 Tage spaeter!) der Woche nach Cartagena, Kolumbien. Das war die naechste Ueberraschung. Eigentlich hatten wir Kolumbien ja auslassen wollen, da wir uns ueber die Sicherheitslage nicht im Klaren waren und ausserdem die Monate Juli und August die schoenste Wanderzeit in den ecuadorischen Aden ist. Doch eine Verschiffung nach Guayaquil kam für uns aus Kostengründen gleich gar nicht in Frage!
Von Evelyn erhielten wir eine Liste, welche Papiere wir fuer Knuffi besorgen mussten. Es wuerde diesen Bericht sprengen, wenn wir die „Behoerdentour“ schildern wuerden.  Zusammenfassend sei gesagt, nach 4 Tagen hatten wir alle Unterschriften auf den 2 (!!!)  Bescheinigungen und am Freitagvormittag machten wir uns auf den Weg Richtung Colón, wo wir Knuffi im Hafen abgaben. Ein „Muss“ lag an der Strecke, der Panamakanal. Wir hatten uns die Schleusen Miraflores ausgesucht und waren stark beeindruckt von dieser technischen Meisterleistung! Wir haben versucht, dass mit dem Fotoapparat einzufangen.
Nachdem wir Knuffi schweren Herzens aber problemlos abgegeben hatten, ging es per Bus, wo sich beim Einsteigen wieder einmal mein Stiftzahn selbststaendig machte, zurueck nach Panama. Ein Zahnarzt war am spaeten Freitagabend nicht mehr aufzutreiben, so musste das Problem bis Kolumbien warten. Und nach einer Nacht im Hotel bestiegen wir das Flugzeug nach Cartagena!

Davon erfahrt Ihr mehr im naechsten Bericht! Bis dahin!  ¡Hasta luego! Marion und Michael!